Zum wiederholten Male versammlelten sich alle Schüler der Mittelschule und bekannten sich erneut zu einer Schule ohne Rassismus. Nach dem Terroranschlag gegen die französische Satire-Zeitschrift Charlie Hebdo hatten sich unsere Schüler im Januar bereits zum ersten Mal zusammengefunden, um der Opfer zu gedenken und sich unmissverständlich gegen jede Form von Rassismus auszusprechen.
Anlass für die zweite Feier dieser Art war nun zum einen, dass die bereits im Januar gefallenen Formulierungen mittlerweile nicht nur zum eingängigen Credo für unsere Schüler, sondern auch fester Bestandteil unseres schulischen Selbstverständnisses geworden sind. Sie lauten: Unsere Mittelschule ist bunt. Und das ist gut so. Sie passen deswegen so gut, weil viele unserer Schüler eine andere Hautfarbe haben oder Wurzeln in anderen Ländern und Religionen bzw. Bekenntnissen haben.
Zum zweiten kam von der Lehrerin Frau Vatter-Wittl der Vorschlag, unser Credo auf unsere SchulT-Shirts drucken zu lassen. Deren Verteilung nahm die Schülermitverwaltung nun zum Anlass, ihre Mitschüler auf die Bedeutung einer toleranten und weltoffenen Schulgemeinschaft hinzuweisen. Die Veranstaltung begann nach den einleitenden Worten der Schülersprecherin Hanna Bernard damit, dass deutsche und ausländische Schüler ihre Mitschüler in ihrer jeweiligen Muttersprache begrüßten. Hanna Bernard versicherte allen versammelten Jugendlichen, dass an unserer Schule alle Schülerinnen und Schüler unbesehen ihrer Herkunft, ihrer Hautfarbe und Religion willkommen und angenommen seien. Sie rief dazu auf, allen bedrängten Mitschülern zur Seite zu stehen, und versicherte, dass die Schülersprecher sich dieser Aufgabe gleichermaßen verschrieben hätten wie das Kollegium.
Von den Lehrkräften fragte Frau Peez, wie es sein könne, dass man zwar derzeit von so vielen Unruhen, Aufständen und (Bürger-)Kriegen höre, aber beispielsweise nichts dergleichen aus Staaten wie Kanada, Australien, Neuseeland oder der Schweiz. Sie warf die Frage auf, was diese Staaten im Inneren denn so friedlich und stabil mache? Dabei hob sie in ihrer Antwort darauf ab, dass diese Länder ihre Minderheiten mitnähmen, sie nicht ausgrenzten und allen Bürgern die Einhaltung der Grund- und Menschenrechte gewährten. Diese als allgemein gültig erklärten Werte, so stellte sie heraus, hätten jeweils zwei Schüler und Schülerinnen am Beispiel ihrer eigenen Freundschaft bei der letzten Zusammenkunft in der Schulaula erläutert. Frau Peez führte dabei die Meinungsfreiheit, das Recht auf ein freies und selbstbestimmtes Leben, die Toleranz und den Wert der Brüderlichkeit auf. Zur Brüderlichkeit gehöre, einem aus rassistisch Gründen bedrängten Schüler mutig zur Seite zu stehen und deutlich zu verstehen zu geben, dass man eine solche Haltung in unserer Schule klar ablehne. Das Anderssein des Mitschülers sei nichts Bedrohliches, es sei vielmehr spannend und bereichernd. Es zwinge einen, Meinungen und Einstellungen, die man ohne nachzudenken übernommen habe, auf ihre Richtigkeit hin zu prüfen. Vielfalt mache uns stark, nicht arm, man müsse sich nur darauf einlassen.
Im Anschluss sagten Schülervertreter aus allen an unserer Schule vertretenen Ländern und Religionen in ihrer jeweiligen Sprache „Wir sind bunt. Und das ist gut so! Nach einem tosenden Applaus begaben sich alle Schüler zum Abschluss in den Innenhof, wo sie mit dem neuen SchulT-Shirt fotografiert wurden.