Auf den Spuren des Nationalsozialismus

 

Geschichtsunterricht „live“ erlebten die Schülerinnen und Schüler in der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg und  im Hirschbachtal in der Oberpfalz, wo die Nationalsozialisten ein Teilmodell des geplanten Deutschen Stadions errichteten.

Im Konzentrationslager Flossenbürg hielt die SS zwischen 1938 und 1945 rund 100000 Häftlinge  gefangen. Mindestens 30000 davon kamen ums Leben. Die SS-Führung hatte die Lager errichtet, um durch die Zwangsarbeit der Häftlinge  die Granitvorkommen vor Ort auszubeuten. Ab 1943 wurde das Lager zum Rüstungsstandort. Die Häftlinge mussten für die Firma Messerschmitt   Flugzeugteile montieren. Gleichzeitig entstand ein System von 90 Außenlagern. Bei der Befreiung am 23. April 1945 fanden Soldaten der US-Armee im Lager nur noch 1500 Todkranke vor. Alle übrigen Häftlinge hatte die SS auf Todesmärsche Richtung Süden getrieben.

Im Hirschbachtal in der Oberpfalz wurde 1937 ein Teilmodell des Deutschen Stadions im Maßstab 1:1 errichtet. Es bestand aus fünf Rängen, die im Probemodell mit unterschiedlichen Neigungswinkeln ausgeführt wurden, um die Sichtverhältnisse zu ermitteln. Das Deutsche Stadion in Nürnberg sollte mit einer Länge von 540 Metern, einer Breite von 225 Metern und einer Fassadenhöhe von 82 Metern die größte Sportarena der Welt werden. Das Spielfeld entsprach nicht den olympischen Maßen. Nach den Erinnerungen Albert Speers ignorierte Adolf Hitler die Normen, da er überzeugt war, dass die olympischen Spiele künftig ausschließlich in Deutschland stattfinden würden. Grundsteinlegung für den Monumentalbau war am 9. Juli 1937. Doch die Arbeiten kamen nicht voran. Die Baugrube lief voll Wasser und bildet heute den Silbersee am Dutzendteich in Nürnberg.
Die Stelle bei Oberklausen im Hirschbachtal war für dieses Projekt ausgewählt worden, weil der Berghang genau den gleichen Neigungswinkel aufwies wie die Zuschauerränge des auf dem Reichsparteitagsgelände in Nürnberg geplanten Stadions. Die entlegene Gegend hatte zudem den Vorteil der besseren Geheimhaltung. So waren bis zu 400 Arbeiter Tag und Nacht damit beschäftigt, am sogenannten Stockbühl den Wald zu roden, Erdmassen zu bewegen, Fundamente zu zementieren und Holzaufbauten zu zimmern. Ein Zehntel des in Nürnberg projektierten Stadions entstand bei Oberklausen in Originalgröße, mit insgesamt mehr als 42.000 Sitzplätzen. Im März 1938 sollen Hitler und Speer sich einen Eindruck vom Baufortschritt verschafft haben.

Als das Dritte Reich in Trümmern lag, musste auch das Nazibauwerk verschwinden: Auf Geheiß der US-Militärregierung wurden die Holzaufbauten abgebrochen. Heute ist der Hang wieder mit einem lichten Kiefernwald bewachsen. Dazwischen findet man hunderte von Betonsockeln mit Armierungseisen und an den Absätzen der Ränge große Betonblöcke.

Die Holzaufbauten wurden nach dem Krieg demontiert und zum Wiederaufbau des kleinen Ortes Achtel benutzt, der zum Kriegsende bei Kämpfen fast vollständig zerstört wurde.