Märchen gibt es nicht nur in Deutschland. Märchen laden schon seit vielen Jahrhunderten zum Träumen ein und verzaubern Menschen in aller Welt. So verzaubern ließen sich auch die Kinder der Übergangsklasse 5/6 in der Mittelschule Parsberg verzaubern. Die Schüler in dieser Klasse kommen aus allen Herren Ländern und lernen dort zunächst einmal die deutsche Sprache. Lehrerin Evi Spangler verpackt den neuen Wortschatz immer in neue Ideen um das Lernen zu erleichtern. So lasen die Schüler das Märchen vom „Froschkönig“. Es stellte sich schnell heraus, dass viele Kinder das Märchen bereits kannten, egal aus welchem Land sie kamen.
Dadurch war die Idee geboren, Märchenhefte in der Herkunftssprache zu erstellen. So entstanden die Märchen der „Froschkönig“ auf Polnisch, „Schneewittchen“ auf Türkisch und Albanisch, „Aschenputtel“ auf Griechisch und Albanisch und die „12 Prinzessinnen“ auf Ungarisch sowie eine Fabel „Der Wolf und das Lamm“ ebenfalls auf Ungarisch. Schön verziert mit passenden Bildern machen die Hefte richtig was her und machen Lust auf mehr.
Nachdem die Märchenhefte fertiggestellt waren, las man im Unterricht die entsprechenden deutschen Texte. Drei Schülerinnen hatten die Idee in der Grundschule bzw. im Kindergarten die Märchen vorzulesen. Nach Absprache mit Brigitte Rausch, der Rektorin der Grundschule wurde die erste Vorlesestunde festgelegt.
Letzte Woche war es dann so weit. Die „Vorlese-Premiere“ stand an. Ziemlich aufgeregt waren die Ü-Schüler und so ging es etwas schüchtern mit dem Märchen „Froschkönig“ los. Die Vorleserin Maria trug die Geschichte auf Polnisch vor. Die Kinder der vierten Klasse machten ganz große Augen, als sie erkannten, dass sie kein einziges Wort verstanden haben. Zum Glück folgte die deutsche Übersetzung, die von den Schülerinnen vorgelesen wurde, die schon länger in Deutschland wohnen. Auch das Märchen „Aschenputtel“ kam bei den Grundschülern, vorgetragen in den Sprachen Albanisch und Griechisch, gut an. Dank der modernen Ausrüstung der Grundschule konnten die Schüler auch die griechische Schrift sehen. Auch hier gab es ganz erstaunte Gesichter, dass man in Griechenland andere Buchstaben verwendet als in Deutschland. Aysenur, eine Schülerin aus der Türkei, las „Schneewittchen“ vor. Dabei mussten alle Lehrkräfte den türkischen Titel mehrmals wiederholen. Die Grundschüler mit türkischen Wurzeln durften ihre Lehrerinnen aber ein bisschen unterstützen. Doch über eine „befriedigende“ Leistung kam keiner der „richtigen“ Lehrer hinaus, befanden die türkischen „Hilfslehrer“. Zwei ungarische Mädchen haben sich die Fabel „Der Wolf und das Lamm“ ausgesucht und vorgelesen. Zwei Schülerinnen aus einer vierten Klasse waren ganz begeistert, da sie in ihrer Klasse alles verstanden haben. Denn sie waren auch erst vor ein paar Monaten nach Deutschland gekommen. Die Vorlesestunde der großen Mittelschüler kam bei den Grundschülern so gut an, dass im Lauf der Woche gleich mehrere weitere Märchenstunden ausgemacht wurden. Auch für das nächste Schuljahr sind die Märchenerzähler bereits wieder „gebucht“. (von Christiane Vatter-Wittl)